Entwicklung der Handys
Text und Bilder: Robert und Micha Weiss
Die Entwicklung des Mobiltelefons ist eine faszinierende Reise, die über mehrere Jahrzehnte verlief. Bereits in den 1920er-Jahren versuchte man per Funk aus Fahrzeugen zu telefonieren und 1946 wurden die ersten Autotelefone in den USA und 1949 in der Schweiz (Radiofox) eingesetzt. Tragbare, aber sehr schwere Geräte wurden dann mit dem Natel A (1978) und Natel B (1983) möglich.
Das erste kommerziell erhältliche Mobiltelefon (handheld, 2 kg), das heutigen Vorstellungen entspricht, war das Motorola DynaTAC 800X, welches im Jahr 1983 auf den Markt kam. 1981 lancierten Finnland, Norwegen, Schweden und Dänemark den NMT-Standard (Nordic Mobile Telephone, 1G, analog, 450 und 900 MHz), was schlussendlich zu den heutigen weltweit standardisierten G-Netzen führte.
1982 fällt mit der Gründung der Groupe Spécial Mobile (GSM) der Startschuss für eine europaweite Mobilfunktechnologie. 1987 brachte die später von Nokia übernommene Firma Mobira in Finnland den Mobira Cityman 900 (NMT 900 Standard, 760 g) auf den Markt. Mit der Einführung von Natel C (1987) bzw. dem 2G-Standard (1990, Bandbreite 9.6 kBit/s) wurde der Bau von kleineren Endgeräten, den Handys, eingeläutet. Mit 2G wurde die digitale Sprachübertragung und der Short Messaging Service (SMS) möglich. Die Zwischenstandards wie 2.5G (GPRS, Bandbreite 54 kBit/s) und 2.75G (EDGE, Bandbreite 220 kBit/s) brachten vor allem neue Gerätekategorien hervor.
Der dritte Mobilfunkstandard (3G, 2000, Bandbreite 384 kBit/s) war es, der mit der Einführung des UMTS-Standards Telefonie, Datenübertragung sowie die Kommunikation von Maschinen untereinander ermöglichte. Auch hier sind Zwischenstandards wie 3.5 G (HSPA, HSPA+) oder 3.9 G (LTE) mit höheren Bandbreiten entstanden. 4G (2010, Bandbreite 300 MBit/s) optimierte die Sprachübertragung und brachte flüssige Audio- und Videoübertragungen auf die Smartphones – und natürlich die heute allgegenwärtigen Apps. Beim aktuellen Standard 5G (Bandbreite 10 Gbit/s) steht die massive Vernetzung im Vordergrund. Ob Fitnesstracker oder Kühlschrank, Verkehrsampel oder Industrieroboter: Sie alle sollen ins Netz eingebunden werden. 6G schließlich wird mit Technologien wie Künstlicher Intelligenz für eine weitere Evolution des Mobilfunks sorgen. Heute verfügt der GSM-Standard über vier Frequenzbereiche (900, 1800, 850 und 1900 MHz), was zu unterschiedlichen Geräte-Kategorien wie Dualband, Triband und Quadband vor allem für Weltreisende führt.
Der Durchbruch hin zur heutigen Situation wurde mit dem iPhone von Apple im Jahr 2007 geschafft. Die Art und Weise, wie wir Mobiltelefone nutzen, hat sich verändert, was zu einer Explosion von Apps und Funktionalitäten führte.
Entwicklung der Mobile Phones anhand von Nokia-Modellen 1987 bis 2011
Vertreter der Nokia 1XXX-Familie
Nokia 121, 1992
”Microportable cellular phone”, ein analoges Natel C mobile für Geschäftskunden mit externem Antennenanschluss im Auto, 900 MHz, 1992.
Nokia 1611, 1997
Ein digitales Singleband-Handy (900 MHz). Das weltweit erste Handy, welches mit Solarstrom betrieben werden konnte. Nokia lieferte dazu ein spezielles Zubehör. 1997.
Hersteller: Nokia, Espoo, Finnland.
Vertreter der Nokia 2XXX-Familie
Nokia 2110i, 1994
Ein populäres digitales Dualband-Handy, 2-GSM-System, SMS, 900/1800 MHz.
Nokia 2190, 1994
Digital, erstes Triband-Handy, in den USA brauchbar, 2-GSM-System, SMS, 900/1800/1900 MHz.
Hersteller: Nokia, Espoo, Finnland.
Vertreter der Nokia 3XXX-Familie
Nokia 3210, 1999
Das erste Handy ohne externe Antenne und mit austauschbarer Abdeckung, Digitales Dualband-Handy (900/1800 MHz) mit SMS.
Hersteller: Nokia, Espoo, Finnland.
Vertreter der Nokia 51XX-Familie
Nokia 5110, 1998
Der Klassiker mit eingebauten Spielen wie z.B. «Snake», austauschbare Oberschale, günstiger Preis, digital, Singleband-Handy, SMS, 900 MHz.
Nokia 5510, 2001
Das Freizeithandy mit QWERTZ-Tastatur, Monochrom-Display 84x48 Pixel, Mediaplayer für MP3 und UKW, 64 MB Speicher, 900/1800 MHz.
Hersteller: Nokia, Espoo, Finnland.
Vertreter der Nokia 6XXX-Familie
Nokia 6210, 2000
Mit WAP-Funktion, HSCSD-Modem für Internet, Bluetooth, integrierte Games, SMS, 900/1800 MHz.
Nokia 6060, 2005
Das erste Klapp-Handy von Nokia mit Farb-Display mit 160x128 Pixel. Mediaplayer für MP3 und MIDI, WAP 2.0, 3.2 MB Speicher, 900/1800 MHz.
Nokia 6500s, 2007
Ein Vertreter der neuen N-Serie mit Multimediafunktionen und ausziehbarer Tastatur, UMTS, Quadband-GSM, 2.2-Zoll-Display mit 240x320 Pixel, Micro-USB-Schnittstelle, zwei Kameras.
Hersteller: Nokia, Espoo, Finnland.
Vertreter der Nokia 71XX-Familie
Nokia 7110, 2000
Das weltweit erste digitale WAP-Handy, Schutzklappe, grosses Display 96x65 Pixel, Infrarot-Schnittstelle, 900/1800 MHz.
Nokia 7600, 2004
Ein UMTS-Handy mit eingebautem Mediaplayer, Display mit 128x160 Pixel, Schnittstellen: USB 1.1, IrDa, Bluetooth, 0.3-MP-Kamera.
Hersteller: Nokia, Espoo, Finnland.
Vertreter der Nokia 8XXX-Familie
Nokia 8110, 1996
Als ”Bananentelefon” bekannt, mit neuem Formfaktor, Schutzklappe, Grafik-LCD, Infrarot-Schnittstelle, 900 MHz, Verwendung im Film ”Matrix”.
Ausreisser
Nokia X6-00, 2009
Ein 3G-Touchscreen-Handy mit WLAN, 3.2-Zoll-Display mit 360x640 Pixel, Radio, Betriebssystem: Symbian-OS, zwei Kameras.
Hersteller: Nokia, Espoo, Finnland.
Handheldcomputer mit Internetzugriff
HP OMNIGO 700LX mit Nokia 2110, 1995
Der OmniGo 700LX Communicator Plus ist ein äusserst wichtiges Gerät in der Geschichte der Entwicklung des Smartphones. Es war ein Versuch von HP, in Zusammenarbeit mit Nokia, tragbare Computer mit mobiler Kommunikation zu verschmelzen.
Der 700LX basierte auf dem HP 200LX (PDA mit QWERTZ-Tastatur), verfügte aber über eine integrierte Halterung für ein Nokia 2110 Mobiltelefon, verbunden über eine RS232-Schnittstelle. Grundlegende Aufgaben wie E-Mail, Telefonanrufe und Datenverwaltung liessen sich erledigen, jedoch war der Intel-Prozessor und das MS-DOS-Betriebssystem ein Hindernis bezüglich der Geschwindigkeit. Deshalb wandte sich Nokia der Entwicklung seines Communicators zu.
Hersteller: Hewlett-Packard, Palo Alto, USA.
Nokia Communicator 9000, 1996
Der 900er war das erste internetfähige Smartphone und der Urahn der Communicator-Familie. Man konnte Kurznachrichten, E-Mails und Faxe versenden und empfangen sowie mit einem HTML-fähigen Webbrowser auf Webseiten zugreifen. Der 9000er nutzte das DOS-basierte Betriebssystem PEN/GEOS, weshalb er hardwareseitig auch fast ein vollständiger IBM-PC im Hosentaschenformat war.
Er verfügte über eine QWERTZ-Tastatur, hatte ein integriertes 9.6 kBit/s-Modem, 8 MB RAM sowie nützliche integrierte Programme. Das s/w-Display verfügte über eine Auflösung von 640x200 Pixel. Als CPU kam ein Intel 386-Prozessor zum Einsatz. Das Gerät arbeitete im 900 MHz-Band, spätere Modelle unterstützten auch 1800 MHz (9000e) und 1900 MHz für die USA.
Hersteller: Nokia, Espoo, Finnland.
Nokia Communicator 9110, 1999
Der Nokia 9110 Communicator war der überarbeitete Nachfolger vom 9000er und wurde von 1999 bis ca. Mitte 2001 gebaut. Mit diesem Modell machte Nokia einen grossen Entwicklungsschritt. Mit dem zusätzlichen MMC-Kartenlaufwerk liess sich die Speicherkapazität enorm erhöhen. Das Modell ist nur halb so gross und halb so schwer wie das Vorgängermodell. Die Stand-By-Zeit stieg auf fast eine Woche an. Die GSM-Technik stammte aus dem Nokia 6110 (Dualband, 900 und 1900 MHz). Die Intel-CPU wurde durch einen ARM-Prozessor und das Betriebssystem GEOS durch das leistungsstarke Symbian OS ersetzt. Die maximal mögliche Datenrate stieg auf 14,4 kBit/s.
Die Communicator-Familie wurde noch weitergeführt, etwa mit den Geräten 9210 (2001) und 9210i mit Farbdisplay (2002), dem 9300 und 9300i und dem letzten Gerät 9500 (2004).
Nachfolger war dann die E-Familie mit den Modellen E90 (2007) und E7. Das Ende von Nokia bahnte sich mit dem iPhone an und 2013 verkaufte Nokia die Handysparte für 5.4 Mia € an Microsoft.
Hersteller: Nokia, Espoo, Finnland.