Rechner der Firma H. W. Egli in Zürich-Wollishofen
Text und Bilder: Robert und Micha Weiss
Das Unternehmen H. W. Egli wurde im Jahr 1893 von dem Schweizer Ingenieur Hans W. Egli (1862 - 1925) in München gegründet. Dann kehrte H.W. Egli 1898 in sein Heimatland zurück und eröffnete eine Werkstatt im Zentrum von Zürich, bevor er 1904 endgültig nach Wollishofen zog.
Das Geschäftsziel der Firma H. W. Egli war die Entwicklung und Vermarktung einer Rechenmaschine. Daraus entstanden Rechenmaschinen in vielfältiger Form vom Millionär bis zur technischen Vollkommenheit der MADAS-Familie.
Der Millionär – ein schwergewichtiges Rechenwunderwerk, ab 1896
H.W. Egli hatte einen Freund namens Otto Steiger (1858-1923), ein brillanter Ingenieur aus St. Gallen. Dieser konstruierte eine Maschine, die auf dem früheren Ansatz von Léon Bollée basierte. 1892 erhielt Otto Steiger sein erstes Patent für eine Rechenmaschine, die in der Lage war, direkte Multiplikationen durchzuführen, ohne die Methode der kontinuierlichen Additionsreihen zu verwenden. Die Maschine benutzte eine mechanische Darstellung der Multiplikationstabelle über einen Einmaleins-Körper, um Teilprodukte zu bilden. Dieser Mechanismus, der in der Lage war, Werte aus einer eingekerbten pythagoräischen Multiplikationstabelle zu lesen, war 1878 von Ramon Verea patentiert worden.
Im Jahr 1896 war diese Vierspezies-Maschine fertig. Zum ersten Mal konnte eine direkt multiplizierende Rechenmaschine auf kommerzieller Basis hergestellt werden. Bis zur Serienreife nahm H.W. Egli noch zahlreiche Änderungen vor und schliesslich wurde die Maschine 1897 von der H.W. Egli A.G. unter dem Namen "Millionär" in Produktion genommen. Der Grund für die Wahl dieser Bezeichnung ist nicht bekannt.
Mit dem Millionär wurde das Rechnen stark beschleunigt, da die bei anderen Multiplikationsmaschinen nötige x-malige Kurbelumdrehung entfiel.
Trotz des hohen Preises der Maschine (Verkaufspreis 1914: 1300 CHF) wurden zwischen 1897 und 1935 4'655 "Millionäre" verkauft. Schnell erlangte diese Maschine eine beherrschende Stellung auf dem Weltmarkt. In dieser Zeit (1911 - 1927) wurden mehrere Verbesserungen vorgenommen, wie z. B. die Hinzufügung eines Motors und einer Tastatur.
Technische Angaben
Eingabe: acht Schieberegler
Umdrehungszähler: acht Stellen
Resultatanzeige: 16 Stellen (8 x 8 x 16-Maschine)
Die über 32 kg schwere Maschine besteht aus 588 Einzelteilen mit Federn, 465 Schrauben und 33 Kegelstiften.
Die Seriennummer 915 deutet auf ein Herstellungsjahr um 1900 hin (Seriennummern 1 - 2100).
Um einen Millionär zu verkaufen, musste das Marketing handfeste Argumente wie die Geschwindigkeit vorbringen. So hiess es in einer Verkaufsbroschüre, dass man für die Berechnung der Rechenoperation "(716 x 716) + (535 x 535)" nur 8-9 Sekunden benötige.
Start der MADAS-Familie, ab 1914
Der Millionär war keine der einfachen Rechenmaschinen fürs Büro, wie sie ab 1900 notwendig wurden. Deshalb entwarf Egli und seine Mitarbeiter eine kleinere Maschine, welche das Staffelwalzen-Prinzip anwendete. Der Mechanismus entspricht dem des Thomas-Arithmometers mit Erweiterungen von Erwin Jahnz. Die Produktion dieser Maschine begann 1914 unter dem Namen "MADAS" (Multiplikation - Automatische - Division - Addition – Subtraktion). Zwischen 1914 und 1922 baute man unterschiedliche Modelle, welche aber immer noch ziemlich gross und sehr schwer waren.
Ab 1922 wurden die Maschinen ständig verbessert (Tastatur, Sicherheitsmechanismus, Elektromotor inne liegend u.a.m.) und schlussendlich folgte die Einführung des ersten vollautomatischen MADAS-Modells (1927). Während dieser Zeit gab es zwei Produktionslinien, eine für den Millionär und eine für den MADAS.
MADAS VII Max, ab 1915
Diese rein mechanische Maschine gehörte zu den «Long Madas», welche zwischen 1913 und 1928 gebaut wurden und auf dem Konzept der Stufentrommel (Staffelwalze) beruhten. Das ausgestellte Stück ist das zweite verbesserte Modell aus dieser Serie. Die Eingabe erfolgt über sieben Schieberegler und mit der Kurbel wurde gerechnet. Es handelt sich bereits um eine Vierspezies-Maschine, welche mit einem Wendegetriebe das Verschieben des Zählwerkwagens ohne Anhebung ermöglichte.
7 x 7 x 12 Stellen: Eingabeschieber 7, Zählwerk 7, Resultatwerk 12. Gewicht: 12.5 kg. Material: Messing, chemisch geschwärzt. Seriennummer: 9481.
MADAS VIIe TA TOMIS „Superautomat“, ab 1927
Diese schwere elektromechanische Vier-Spezies-Maschine arbeitete nach dem Staffelwalzenprinzip, war mit einer Volltastatur ausgerüstet und erlaubte die vollautomatische Multiplikation. Der Multiplikator wurde über eine Zusatztastatur eingegeben. Über eine spezielle Berührungstaste wurde die Multiplikation gestartet.
9 x 7 x 12 Stellen: Eingabetastatur für neun Stellen, Zählwerk 7, Resultatwerk 12, Preis 1927: ca. 3200 CHF. Seriennummer: 40460.
MADAS Portable, ab 1931
Die ab 1931 produzierten frühen MADAS-Modelle Portable (Gewicht zwischen 9 und 17 kg) wurden mit 12, 16 und 20 Stellen für den Handbetrieb, mit Motorantrieb (Bezeichnung e), als vollelektrische Modelle (Bezeichnung L und LV), als Vollautomaten (Bezeichnung A, AV und AVZ) und als Triplex-Vollautomaten (Bezeichnung AT) produziert. Die Preise lagen 1943 zwischen 975 (Handbetrieb) und 4400 CHF (Vollautomat). 1939 waren 17 Modelle der A-Serie im Angebot.
MADAS 20AZV als Vollautomaten, ab 1931
Das Modell 20AZV gehört zur "A"-Serie und war der allererste "vollautomatische" MADAS-Rechner. Die vollautomatische positive oder negative Multiplikation und die vollautomatische Division mit variablen oder konstanten Faktoren waren möglich.
10 x 10 x 20 Stellen: Eingabe Volltastatur mit zehn Stellen, Zählwerk 10 Stellen, Produkteregister 20 Stellen. Gehäuse: schwarz. Seriennummer: 35466.
MADAS 20BVG (offen, ohne Abdeckung), ab 1959
Diese Maschine gehört zu den modernsten vollautomatischen MADAS, den "B"-Modellen, welche die vollautomatische positive oder negative Multiplikation und die vollautomatische Division mit variablen oder konstanten Faktoren ermöglichen. Sie kann auch von Hand betrieben werden.
10 x 10 x 20 Stellen: Eingabe 10, Zählwerk 10, Resultat 20. Gehäuse: grau/grün. Seriennummer: 88323.