Elektronische Tischrechner

Text und Bilder: Robert und Micha Weiss

Anfang der 1960er-Jahre waren mechanische Rechenmaschinen, Rechenschieber oder Papier und Bleistift die weltweit wichtigsten Rechenmethoden. Das sollte sich mit der rasanten Verbreitung von elektronischen Bauteilen stark ändern. Waren es am Anfang die Transistoren, welche Gewicht und Masse reduzierten, gleichzeitig aber Funktionalität und Geschwindigkeit erhöhten, so ermöglichten die integrierten Schaltungen schlussendlich Quantensprünge.


Der erste elektronische Tischrechner: Anita Mark Mk VIII, 1961

ANITA steht für "A New Inspiration TArithmetik" und ist eigentlich die elektronische Nachbildung einer mechanischen Sprossenrad-Rechenmaschine für alle Grundrechenoperationen. Dies ist auch der Grund, weshalb hier noch mit einer Volltastatur gearbeitet wurde. Jeder Tastendruck bewirkte die entsprechende Anzahl an Impulsen, welche dann mittels einer Zählröhre summiert wurden. Dieser Tischrechner arbeitete nach dem Zehnersystem und das Resultat wurde mittels 12 Nixie-Röhren angezeigt. Das Innenleben besteht aus 177 Kaltkathodenröhren (Thyratron), elf Vakuumröhren, einem Dekatron (Zählröhre) und einem Transistor.

Hersteller: Bell Punch, Uxbridge, UK.


Der erste Tischrechner mit Transistoren: IME 84 rc, 1964

Die Eingabe erfolgt über einen Zehnerblock für alle vier Grundoperationen, das Resultat wird mit 16 numerischen Nixie-Röhren angezeigt. Innenleben: 33 Logikboards mit total 424 Germanium-Transistoren und 1074 Germanium-Dioden sowie einem Magnetkernspeicher. Mit dem Zusatzgerät Digicoder war die IME 84rc sogar programmierbar und das Kürzel rc sagt aus, dass eine Schnittstelle nach aussen vorhanden ist.

Hersteller: IME (Industria Macchin Elettroniche), Pomezia, Italien.


Erster japanischer Tischrechner: Canon Canola 130, 1964

Ebenfalls im Jahr 1964 begannen japanische Hersteller wie Sharp oder Canon mit dem Bau von elektronischen Tischrechnern, allerdings anfänglich mit sehr klobigem Design. Innenleben: 545 Germanium-Transistoren und Hunderte Germanium-Dioden auf festverlöteten Boards (schwierige Wartung). Eine Besonderheit war das Display, welches aus 13 Glühlampenanzeigen mit 143 Lampen bestand, die mit einer Reihe von Lichtleitern die Ziffern bildeten ("Light-Pipe"-Anzeige).

Hersteller: Canon, Tokio, Japan.


Der erste Bildschirmrechner: Friden EC-130, 1964

Der Friden EC-130 verfügt über eine vierzeilige CRT-Anzeige à je 13 Zeichen und einem variablen Dezimalpunkt. Die Eingabe erfolgte über einen Zehnerblock und das RPN-Prinzip (Polnische Notation). Die Maschine war volltransistorisiert (Germanium-Transistoren) und mittels acht Boards aufgebaut. Als Zahlenspeicher kam ein Verzögerungsspeicher zum Einsatz. Friden war bekannt durch seine mechanischen Rechenmaschinen. 1965 wurde ein Modell mit einer Wurzeltaste (Friden EC-132) angeboten.

Hersteller: Friden, San Leandro, USA.

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Rechner der Firma H. W. Egli in Zürich-Wollishofen

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Einfluss der Elektronik