Der Weltkonzern für Höhr-Hilfen: Phonak Stäfa

Text: Robert Weiss, Bilder: Micha Weiss / Phonak

1947 wurde in Zürich die ”AG für Elektroakustik” gegründet und 1950 wurde das erste tragbare Hörgerät PHONAK ALPINA lanciert. 1965 übernahm Ernst Rihs die AG für Elektroakustik. Zu den innovativen Ideen gehörte die erste Brille mit integriertem Hörgerät (VISATON SUPER, 1967) oder das Phonette, das weltweit erste Hinter-dem-Ohr-Hörgerät (HdO). Es folgten die Produkte TopFront und SuperFront (Hochverstärkerklasse). Die auch dank integrierten Schaltkreisen rasanten Entwicklungen führten zum Umzug von der Forchstrasse in Zürich nach Feldmeilen (Howal-Gebäude). Geführt wird die Firma von Andi Rhis und Beda Diethelm, 1980 stiess dann Hans-Ueli Rhis dazu.

Im Jahr 1985 folgte die Gründung der Phonak Holding AG, 1987 der Umzug von Zürich ins neue ”Phonak-Haus” in Stäfa und 1994 stand dann der erfolgreiche und wichtige Gang an die Börse im Zentrum. 1997 feierte man die Eröffnung des neuen Technologie-Zentrums in Stäfa. Ende der 1990er-Jahre folgte dann die Entwicklung volldigitaler Hörgeräte (Claro-Familie), womit die Hörgeräte zu Hörcomputern wurden.

Die Digitaltechnik ermöglichte mit leistungsfähigen Signalprozessoren die Anwendung von immer besseren Algorithmen (Fast-Fourier-Transformationen). Der Einbau von neuronalen Netzwerken und der Fuzzy Logic (Werkzeuge der künstlichen Intelligenz) zeigt den Weg hin zu denkenden Hörgeräten auf.


Die hohe Innovationskraft von Phonak lässt sich mit den Highlights der vielfältigen Produkteankündigungen von 1991 bis 2020 bestens dokumentieren:

  • PHONICA, 1991
    modulares Im-Ohr Konzept.

  • PICS, 1992
    digital programmierbares Hörgerät mit analoger Signalverarbeitung.

  • AudioZoom, 1994
    ausgestattet mit innovativer Multimikrofontechnologie.

  • MicroLink, 1996
    weltweit kleinster FM-Empfänger.

  • Claro, 1999
    vollständig digitales Hörgerät mit integriertem FM-Empfänger.

  • MLx, 2000
    miniaturisierter Am-Ohr-Empfänger (Standard in der FM-Technologie).

  • Supero, 2002
    Digitales High-Power Hörgerät für hochgradigen Hörverlust.

  • SmartLink, 2003
    FM-Sender erlaubt Bluetooth-Verbindung mit Mobiltelefonen.

  • Savia, 2005
    Nutzung aller möglichen Digitaltechnologien.

  • microPower, 2006
    Hörgerät mit innovativer Canal Receiver Technologie (CRT).

  • CORE-Plattform, 2007
    Erlaubt drahtlose Anbindung an Multimedia-Geräte.

  • Naída Hörgeräteserie, 2008
    Wasserresistent und SoundRecover (Hochtonbereich).

  • Audéo MINI, 2009
    weltweit kleinstes HdO-Hörgerät; Audéo SMART: kleinstes wirelessfähiges Hörgerät.

  • Dynamic SoundField, 2010
    verbesserte Sprachverständlichkeit.

  • Lyric, 2011
    Kontaktlinse für das Ohr, 100% unsichtbar, zum Tragen rund um die Uhr.

  • Quest-Plattform, 2012
    mit binauraler VoiceStream Technologie.

  • Venture Plattform und Chip-Technologie, 2014
    Audéo V Hörgeräte mit AutoSense Betriebssystem, Sky Q Kinderhörgeräte, drahtlose Roger-Mikrofon-Familie.

  • Bolero V-Familie, 2015
    HdO-Geräte mit Venture Plattform und AutoSense OS; Virto V Familie: Im-Ohr- Geräte mit Venture Plattform und AutoSense OS.

  • Naída V Power-Hörgeräte, 2016
    SoundRecover2 (neuer Algorithmus), Sky V für Kinder und Jugendliche.

  • Belong-Erweiterung, 2017
    Audéo BTM-Direct mit biometrischer Kalibrierung, Virto BTM mit individueller Anpassung an Ohr-Anatomie, BoleroTM B wiederaufladbar.

  • Neue BelongTM Plattform, 2018
    Sky B, Naída B (5. Generation), Vitus als Basic HdO Portfolio, Vitus+ als Portfolio der Einstiegsklasse. CROS B-R (Contralateral Routing of Signal), Geräte mit einem Lithium-Ionen-Akku.

  • Marvel-Technologie, 2019
    Revolutionäre Geräteerweiterung mit App-Steuerung.

  • Paradise-Hardware, 2020
    Dynamic Noise Cancellation und Tap Control-Funktionen.


Hörrohr, 16./17. Jh.

Hörrohr, auch Ohrentrompete, Hörmaschine oder Schallstrahlenfänger genannt, waren die ersten technischen Lösungen für Leute mit Hörschwierigkeiten. Diese röhren- oder trichterförmigen Geräte sammelten die Schallwellen und sollten diese in den äusseren Gehörgang des menschlichen Ohres leiten. Dadurch konnte eine Verstärkung der auf das Trommelfell fallenden Schallenergie und damit ein besseres Hören bei vermindertem oder nachlassendem Gehör erreicht werden. Hörrohre wurden aus Eisenblech, Silber, Messing, Holz, Schneckengehäusen oder Tierhörnern konstruiert.

Nachweislich war das Hörrohr schon im 12. Jh. bekannt aber erst im 17. Jh. populär. Diese Hörhilfen wurden oft hinter einem dekorativen Fächer oder unter einer Perücke versteckt.


Phonak 770 ALPINA, 1950

Zum Start es 20. Jh. erschienen die ersten elektrischen Schallverstärker und Albert Einstein erhielt ein Patent für Hörhilfen (1929). Dieses Gerät von Phonak ist batteriebetrieben, wird mittels Klammer am Kleidungsstück angemacht oder in einer Tasche versorgt und der ”Kopfhörer” ist drahtgebunden damit verbunden. Der Verstärker ist mit diskreten Bauelementen aufgebaut.


Phonak SuperFront PP-C2, 1978

SuperFront ist ein HdO-Hörsystem mit höchster Verstärkung. Erstmals wird ein neuartiger Audioeingang eingeführt, der eine stabile Frequenzgangkurve erzeugt und eine optimale Unterstützung für Kinder bietet.


Phonak Claro, 1999

Claro ist das erste vollständig digitale HdO-Hörgerät (BTE-Geräte: Behind-the-Ear) mit voll integriertem FM-Empfänger von Phonak. Es ist das erste digitale Hightech-Hörsystem, das Geräusche auf die gleiche Weise analysiert und darauf reagiert wie das menschliche Ohr. Phonak entwickelte dazu die DPP-Technik (Digital Perception Proccesing), welche sich durch fortschrittliche Lärmschutzfunktionen und klare komfortable Klangqualität auszeichnete.


Phonak Lyric, 2010

Die Einführung von Lyric, der Kontaktlinse für das Ohr, stellte eine völlig neue Produktekategorie dar. Lyric war das weltweit erste 100% unsichtbare Hörgerät, das rund um die Uhr über mehrere Monate (bis zu 4 Monate) getragen werden konnte – sogar unter der Dusche. Lyric ist völlig unsichtbar und sitzt direkt im Gehörgang. Während herkömmliche Hörsysteme den Klang ausserhalb des Ohrs aufnehmen und verarbeiten, sitzt Lyric tief im Gehörgang und nutzt die natürliche Anatomie des Ohres. Der Kern von Lyric ist in weichen, biokompatiblen Weichschaumhauben eingebettet, sodass es natürlich belüftet wird und sicher sitzt.

Lyric ist nicht mit anderen Hörsystemen oder sonstigem Zubehör koppelbar, sodass es mit jedem beliebigen Telefon oder Kopfhörer verwendbar ist (Bluetooth-Verbindung ist nicht notwendig). Mit der magnetischen Fernsteuerung SoundLync verändert man die Lautstärke oder schaltet den Zustand.


Phonak Virto P90 Titanium, 2017

Die Phonak Virto P-Familie besteht aus vier Modellen mit unterschiedlichen Technologiestufen (P30, P50, P70 und P90). Das Virto Titanium ist aus medizinischem Titanium gefertigt. Titan ist rund 15-mal stärker als die üblichen Acrylformen. Es gehört zu den kleinsten Im-Ohr-Hörgeräten, die Phonak je hergestellt hat.

Die Virto-Produkte werden ständig verbessert und mit den neusten Phonak-Innovationen ausgerüstet.


Phonak Audéo B-Direct, 2017

Das Audéo B-Direct gehört zu der RIC-Hörgerätefamilie (Receiver-In-Canal, auch als Ex-Hörer-Gerät bekannt, wird hinter dem Ohr getragen) und nutzt Phonaks Belong-Technologie. Der Unterschied zu einem herkömmlichen Hinter-dem-Ohr-Gerät besteht darin, dass der Empfänger im Ohr und somit näher am Trommelfell sitzt. Der Hörer ist aus dem Gehäuse ausgelagert und über ein dünnes Kabel im Gehörgang platziert.

Mit dem eingebauten Wireless-Chip (2.4 GHz-Band) nutzt man die Bluetooth-Technologie zur drahtlosen Konnektivität zu Mobiltelefonen oder auch anderen Geräten.

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